Hab ich eigentlich schon einmal geschrieben, daß ich in einer reinen Männer-WG wohne? Was das heißt kann man sich schon fast Cliché-mäßig vorstellen und liegt damit nicht mal falsch.
Heute beim Heimkommen hab ich 2 Mitbewohner vor dem Fernseher in der Küche angetroffen. An sich nichts ungewöhnliches ALLERDINGS kommt es sehr selten vor, daß sie ohne Rauschmittel solche faden Sachen wie Tennis schauen. Kurz gefragt war die Antwort „olha estas gajas“ - „schau dir mal die Mädels an“... tatsächlich, beim Frauentennis stöhnen die Mädels bei jedem Ballkontakt ausgesprochen zweideutig.
Normales Szenario sonst: Man kommt heim, die Luft is schwer vom Rauch und sieht rotäugige, biertrinkende Portugiesen beim Fußball schauen und leidenschaftlichen Diskutieren. Vor allem wenn es um Benfica, irgend so einem Drecksteam von irgendwoher geht, gehen die Wogen immer hoch. Der Vermieter hat einen ordentlich stabilen Tisch in unsere Küche postiert – aus gutem Grund. Wenn die falschen ein Tor schießen hauen alle unter lautestem Gejohle fest auf den Tisch.
Szenen in denen Mitbewohner zu dicht sind das Klo zu finden und sich deshalb am Fenster erleichtern bleiben zum Glück eher die Ausnahme. Wie es in dem Haus ohne der (in der Miete inkludierten) wöchentlichen Reinigung ausschauen würde, mag ich mir gar nicht ausmalen. Reinigung kommt immer am Samstag und so ab Donnerstag wird das Haus mehr oder minder unbewohnbar.
Ich spiele die Rolle des exotischen Aussenseiters hier. Auch wenn ich mit einem, dem Paulo, wirklich Freundschaft geschlossen habe, haperts a bissi im Kontakt zu den anderen. Das liegt nicht zuletzt daran, daß ich NACH FAST 8 MONATEN hier immer noch das brasilianische 1.000.000 besser verstehe (und vor allem fließend rede) als das europäische vernuschelte Portugiesisch. Ich gebs schö langsam auf mich zu wehren und akzeptiers einfach. Tuga-Guês wird’s wohl nie werden, brasileiro scho viel eher. Gerade im Labor wo ich fast ausschließlich mit Tugas – also Festlandportugiesinnen – zusammenarbeite isses wirklich Scheiße so wenig zu verstehen. Ist mir gerade heute wieder ordentlich auf den Nerv gegangen, wo ich eine Aufgabe nicht hab erledigen können weil ich einfach nicht verstehe was die immer von mir will...
Abgesehen davon spüre ich allmählich, daß wir alle nicht mehr lange hier sein werden. Noch ein paar Monate und unsere kleine Erasmussociety wird sich wieder in alle die Länder zerstreuen aus denen sie hierher gekommen ist. Gaaaaanz ein komisches Gefühl das... nicht wirklich melancholisch... eher so, daß man spürt wie sehr man am Leben ist, wenn sich alles um einen herum unaufhaltsam immer wieder ändert - bittersüß....