Mittwoch, 13. April 2011

Laborleben

Nachdem ja nicht wenige meiner Leser hier selber in Labors stehen, hab ich mir gedacht ich gebe euch mal einen kleinen Einblick...

Portugiesische Labore sind wie das Land halt auch ist. Sympathisch, langsam, chaotisch und am Ende kommt man schon dahin wo man sollte. Ich hab hier noch einmal viel von meinen österreichischen Gewohnheiten ablegen müssen um im Strom schwimmen zu können. Ich muß allerdings ehrlich gestehen, daß mir das nicht gerade schwer gefallen ist.

Ich erinnere mich noch gut an mein Labor in Graz. Zum einlernen kriegt man faktisch nur einen Zettel in die Hand, sollte eigentlich alles schon können und das Mädel, das einen einlernen sollt, ist selber so im Streß mit ihren Versuchen, daß sie es kaum schafft Zeit oder Geduld rauszuschinden. So tappt man von einem Fehler bis zum nächsten, und nachdem man jeden Fehler einmal gemacht hat fangen die Dinge an gut zu laufen. Einlernzeit in Summe... 3 Wochen....

Hier in Coimbra habe ich die ersten 2 Wochen selber gar nichts getan, sondern nur meiner wunderhübschen Orientadora über die Schulter geschaut wie sie meine Arbeit gemacht hat. Vom Kulturen bearbeiten bis zum Datenauswerten bin ich immer neben ihr gestanden und hab zugeschaut. Dabei hat sie viel auf portugiesisch gesäuselt von dem ich auch ca. 70% verstanden habe. Die Portugiesen vom Festland haben manchmal seeeehr vernuschelte Dialekte. Nach so ca. 2 ½ Wochen wurden die ersten Kleinigkeiten an mich delegiert. Jetzt allmählich mach ich alles allein und sie steht neben mir und schaut mir über die Schulter damit i auch nix falsch mach. Ich bin (fast) ihre einzige Aufgabe zur Zeit im Labor. Einlernzeit ca. 5 Wochen und die waren noch dazu angenehm. Wie fein!!

Mittlerweile haben sich auch alle an den Erasmus-Österreicher gewöhnt, der Schmäh läuft (wenn i ihn versteh). Das man akzeptiert wird merkt man daran, daß sie (fast nur Mädels hier, inklusive meiner Professorin und 90% meiner Kollegen) einen zum nahe gelegenen Café mitnehmen um nicht allzu viel Zeit im Labor zu verbringen. Und das fast täglich. Sympathisch!!

Was mich immer wieder erstaunt ist die Geduld mit der ich behandelt werde. Die Sprachbarriere zum kontinentalen portugiesisch ist immer noch da und mit Engelsgeduld kriege ich alles wieder und wieder vorgesetzt, oft mit Lachen und Schmäh, bis ich es verstanden habe. Mittlerweile komme ich mir auch nicht mehr wie ein Esel vor, weil man mir alles 3 mal sagen muß und ich die Hälfte der Fachbegriffe nicht gekannt habe. Ich bin echt selten so gut behandelt worden...

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