Dieses Wochenende also hat Spanien seine zweite Chance erhalten. Organisiert wurde der Trip vom ESN-Büro, das eine eigene Beschreibung verdient:
Das ESN-Büro (Erasmus Student Network) besteht aus +/- 5 Leuten und ist eigentlich dafür da das soziale und kulturelle Rahmenprogramm für die Internationals zu organisieren. Da das viel mit Nachtleben zu tuen hat, geht es auch um Geld und das zieht dann einiges an Gelichter an.
Fred habe ich noch in unangenehmer Erinnerung aus der Suche nach meiner ersten Bleibe hier in Coimbra. Er hat sich damals nicht immer ethisch korrekt verhalten, aber nachdem wir alle nach kurzem Streit ohne finanziellen Verluste ausgestiegen sind, trage ich es ihm nicht nach – Coimbra ist auch zu klein für offen ausgetragene Konflikte. Gewisse Betrugsvorwürfe hört man immer wieder und ich finde sie sehr glaubwürdig. Sonderlich glänzen tut er jedenfalls nicht.
Adriano, ein Brasilianer, ist der Präsident des ESN-Coimbra und hat sich wahrlich ein paar Zeilen verdient. Er war die ganze Zeit hackedicht, hat die Mädels ordentlich derb belästigt, im Bus „gesungen“ und getrommelt während alle nur schlafen wollten, und sich auch sonst nur wie der größte Idiot aufgeführt. Zerbrochene Gläser, peinliche Sprüche und angegangene Passanten säumen seinen Weg. „Que grande error que foi seu nascimento“ (Was für ein großer Fehler war seine Geburt)? Am Ende hat er dann noch einen Hund von einer Autobahnraststätte mitgehen lassen, es nicht geschafft die Hose zuzumachen und wollte die Mädels nu mal, mit offener Hose und mit seinem „neuen“ Hund beeindrucken. MANN!!!!!! Puta que o pariu...
Die einzige mit Grips unter ihnen ist eine Portugiesin (Name unbekannt) die wohl den organisatorischen Teil über hatte und Stunde um Stunde ein noch längeres Gesicht gezogen hat. Sie hat nicht viel geredet und sich mit Blick auf ihre Kollegen einfach still betrunken. Ich vermute mal ihr fehlt Kraft und Position die anderen Idioten rauszuwerfen...
So nachdem ich mir das von der Seele geschrieben habe kommen wir jetzt zum guten Teil der Reise, nämlich Salamanca.
Lindíssimo! Die Stadt hat wirklich was. Sie ist Coimbra nicht unähnlich. Sehr klein, die älteste Universität des Landes, wunderschöne Altstadt, lässige Lokale. Mann kann auf den Turm der Kathedrale hinauf und von oben schaut das Viertel der Stadt aus, wie ich mir das alte Rom vorstelle. Rote Ziegeldächer auf Häusern mit braunen Wänden, kleinen Fenstern und großen Atrien im Inneren. Die Universität selbst ist im gleichen Stil errichtet. Elegant, spanisch, gepflegt.
Überhaupt läßt sich die Architektur der Stadt sehr mit dem Wort "lichtvoll" beschreiben. Ähnliches hab ich mir schon in Barcelona gedacht, aber dort kam das aufgrund der anderen Erfahrungen nicht so zum tragen. In Salamananca fühlt man sich damit einfach gut aufgehoben. Auch hat man nicht das Gefühl ein wandelnder Geldschein zu sein, alles geht seinen Gang und man is halt ein Tourist/Student mehr in der Stadt.
Fortgehen kann man in der Stadt irrsinnig lässig und sieht auch allerhand Erasmusvolk herumstreunen. Wirklich seeehr nahe an Coimbra... Auch ist die Stadt nicht sonderlich teuer und die Leute, die ich getroffen habe, waren alle ziemlich cool. Mit Portagnol (Mischung aus Spanisch und Portugiesich) kommt man mehr schlecht als recht durch, aber ab einer gewissen Stunde spricht man bekanntlich sowieso alle Zungen der Welt. Das einzige Problem war eine Kältewelle, die die Temperaturen auf unter 5°C gedrückt hat und das sehr seltsame Taxisystem, das uns alle zum warten in der Kälte gezwungen hat am Ende.
Am letzten Tag noch mal ein wenig durch die Altstadt irren, futtern und dann zurück zum Bus in dem leider auch das ESN-Team schon auf uns wartet und ab nach Hause. Auch nicht schlecht: der Busfahrer hat sich an der letzten Raststätte (wo jetzt irgendjemandem ein Hund fehlt, s.o.) noch schnell ein Seiterl eingebaut, seelenruhig in Uniform mit uns am Tisch.
Fazit: Spanien hat sich für mich gerettet was es nach Barcelona auch bitter nötig hatte. Vielleicht hab i nu mal Zeit und Geld für Madrid über, war auf alle Fälle lässig!