Dienstag, 12. Oktober 2010

Fluchen für Fernreisende

Ich bin kürzlich das erste Mal in eine verbale Auseinandersetzung geraten und habe erst da bemerkt, daß meinem Vokabular eigentlich reichlich Schimpfwörter abgehen. Neben einigen Wörtern die gegen wiedrige Umstände gerichtet sind und die ich schon recht gut kenne, kann ich gegen Personen leider nur mit fadestem Zeug wie „filho da puta“ vorgehen. Gerade beim Handeln mit den Menschen die einem rund um Se Velha allerhand komisches Zeug andrehen wollen, sind „sanfte“ Schimpfwörter sehr gefragt und können die Preise noch mal ordentlich senken. Da ich immer noch nicht sooo genau weiß wieviel Geld ich eigentlich habe, weil ich leider meine Zugangsdaten zur Bank verloren habe und es einfach Ewigkeiten dauert und unendlich kompliziert ist, diese ins Ausland nachgeschickt zu bekommen, lebe ich lieber vorerst billig.

Die erste Hürde über die man stolpert ist die gleiche über die ich eigentlich immer stolpere wenns um die Sprache geht: der Unterschied zwischen Portugal und Brasilien in der Sprache. Nach wie vor sind die meisten meiner portugiesischsprachigen Freunde Brasilianer und ich habe angeblich schon einen ziemlichen Akzent. Auf der einen Seite freut mich das natürlich (Fernziel wird immer mehr Doktorat in Brasilien), auf der anderen Seite möchte ich die Portugiesen natürlich auch nicht beleidigen. Ihre ehemalige Kolonie hat sie halt doch an kulturellem Einfluß in der Welt weit überflügelt und das sollte man ihnen vielleicht nicht jeden Tag auch noch unter die Nase reiben, indem sogar in ihrem eigenen Land lieber brasilianisch lernt. Leider sind halt die Portugiesen auch weniger offen, wenngleich auch sicher nicht wirklich verschlossen, als die Brasilianer und so ergibt sich eine leichte Schieflage in meinem Freundeskreis. Da mein Sprachkurs immer mehr wackelt (Termine, mir taugt der Prof nicht, etc.), wird sich das vermutlich nicht so schnell ändern.

Kommen wir zurück zu den Schimpfwörtern. Ich möchte euch hier eine (sehr kleine) Kostprobe der interessanteren Wörter und eine möglichst wortgetreue Übersetzung liefern. Sollte eigentlich auf beinden Seiten des Atlantiks verstanden werden.

caralho (pt/br): DAS Schimpfwort, in eigentlich jeder Situation gebräuchlich. Heißt eigentlich Schwanz (Penis ist gemeint) und kann sowohl für ganz schlimme Sachen – resaca do caralho (schlimmer Kater nach dem Saufen) – wie auch für total coole Sachen einfach als Ausruf verwendet werden. Man kann sich übrigens auch „encaralhado“ fühlen...

mão-fechada: (wörtl. geschlossen Hand) – Geizkragen. Gutes Wort zum Handeln und nicht so offensiv, daß man sich vorm Messer in der Hose des... äh... Händler fürchten muß. In der richtigen Situation also wörtlich Gold wert.

fodido: leitet sich vom Wort foder – ficken – ab und heißt damit auch wörtlich „verfickt“. Wenn amal wirklich alles Scheiße läuft ist „tudo fodido“, also „alles verfickt“ scho a ziemlich gute Kombination um seinem Ärger Luft zu machen.

merda: Scheiße, genau wie bei uns, aber erheblich seltener verwendet. Die portugiesische Zunge kennt einfach zu viele andere Wege sich auszudrücken

o diabo que te carregue: wörtl. der Teufel soll dich holen. Zeigt schon stark, was man von seinem gegenüber hält, ist aber immer noch so „educado“, daß das Messer weiterhin in der Hose verbleiben sollte, bei

filho da puta: (wörtl. Hurensohn) ist das dann nicht mehr so der Fall. Kann dann schon eher in eine verzwickte Lage führen, in der schneller Fuß für die Gesundheit zuträglich ist. Ähnliches heißt auch „puta que o pariu“ - (wörtl.: eine Hure, die dich zur Welt gebracht hat)

Nun ja so weit der Ausflug in die blumigen Metaphern dieser charmanten Völker an beiden Seiten des Atlantiks. Ich hoffe euch damit das allerbasalste Rüstzeug für eventuelle Reisen in hiesige Gefilde mitgegeben zu haben.

1 Kommentar:

  1. ein herzhaftes "puta merda" konnte ich in Brasil auch immer wieder hören (das erste mal von einer Erzieherin in der Klosterschule)

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