Ich habe nach ein paar Anfangsschwierigkeiten doch endlich Kontakt zu meinen Mitbewohnern gefunden, die eigentlich echt nette Leut sind – bis auf einen der wirklich nur grausig ist. Aber was soll's. Wir wissen auch immer noch nicht so genau wieviele Leute in unserem Haus eigentlich leben, was stark mit der Architektur zusammenhängt. Ungefähr in der geometrischen Mitte des Hauses befindet sich die Küche und rundherum führen unendlich viele Stiegen und kleine Gänge zu den einzelnen Zimmern. Das Partyverbot brechen eigentlich alle recht regelmäßig und unser Haus kennt man als "Labirinto das escadas"... also das Stiegenlabyrinth.
Allmählich verlangt die Uni dann doch daß wir auch mal was tuen und ich hab nächste Woche 3 Minitests zu bestreiten. Da ich eigentlich geistig nicht sehr am Stoff teilgenommen hab muß ich da jetzt erst amal wieder reinkommen. Praktischerweise muß man nur den Namen des Kurses und des Professors beim Copyshop nennen und schon schwuppdiwupp drucken sie einem auch das Skript dazu aus. Ich muß auch ehrlich sagen, daß nach den letzten Wochen vielleicht einmal eine Woche ruhiger treten eh ganz a gute Idee wär.
Meine gesitigen Aktivitäten hier haben sich bisher sehr auf das Erlernen der Sprache konzentriert. Eigentlich müßte man schreiben „der Sprachen“, weil ich ständig umgeben bin vom Gewirr der vielen Zungen (Deutsch, Italienisch, Spanisch, Englisch, Holländisch, Portugiesisch, slawische Sprachen, Franösisch, etc.). Gestern war ich mit 2 Italienerinnen shoppen – die haben einfach Ahnung von Mode – und wir haben das, wie fast immer in der Combo, 4-sprachig bestritten. Mit meinem aktiven portugiesisch wächst auch mein passives italienisch und hin und wieder kann ich auch schon Wortfetzen einwerfen ins „parlare“... Aber die schönste Sprache für mich ist und bleibt Portugiesisch. Vom Klang her natürlich Português do Brasil, wobei die einzelnen Estados da noch mal ganz unterschiedlich sprechen. Weils so gesungen klingt gefällt mir am besten der Dialekt von Goias und Piauí...
Mittlerweile habe ich die Herkunft der ganzen nackten Männer in der Nacht erkunden können: Wenn man hier sein Studium abschließt, wird eine Schriftrolle mit den Schandtaten während des Studiums verlesen und währenddessen wird einem das traditionelle schwarze Gewand vom Leib geschnitten und die Streifen auf Statuen gebunden oder als Andenken beschriftet und von den Kollegen mit nach Hause genommen. Einzig die schwarze Ledertasche nicht... die kann man dann als improvisierten Lendenschurz verwenden, oder man bekommt einen Olivenzweig um sich damit zu bedecken. Für Mädels schaut das Ritual ein wenig netter aus, weil BH und Höschen nicht angetastet werden.
So ich werde jetzt etwas gaaaanz neues machen und mich einem meiner Skripten widmen...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen