Montag, 20. September 2010

Finalmente: Unibeginn

Diese Woche beginnt wirklich die Uni, was aber für die Portugiesen ein bisschen etwas anderes bedeutet als in Österreich.

Der Campus ist voll von Getstalten in schwarzen Kutten, die im Kreis stehen, Lieder singen, komische Bewegungen machen, zuweilen laut schreien, und dann ihre Kutten hochwerfen und sich dabei im Kreis drehen. Andere hoppeln mit Bunny-Ohren über den Campus, oder haben Hörner aus Papmaché mit denen sie Touristen jagen. Muskelbepackte Männer tragen ihr Gewand verkehrt und halten Händchen während sie sopran singen (versuchenen). Auf den Stiegen liegt pro Stufe ein Student und die blockieren somit alles. Der Typ der laut schreiend um ein parkendes Auto lauft fällt eigentlich schon gar nimma auf, ebenso wenig wie die beiden anderen Studenten die links und recht von einem Portal stehen und alle Eintretenden mit einer Verneigung und einem Reim begrüßen. Mit dem Megaphon brüllt irgendeine Stimme ein Kommando und eine Menge Erstsemestriger mit Farbigen Bänden beginnen wie Enten zu quaken oder sonst was zu machen.

Willkommen im Unibeginn, willkommen in der Praxe. Die älteren Semester dürfen hier ihre Streiche mit oder an den Erstsemestrigen spielen. Es ist eine Mischung aus kleineren Demütigungen und Spaß und geschieht mit einer ausgeprochen heiteren Note. Wenn zum Bsp. organisiert von beiden Seiten Erstsemestrige auf eine Gruppe japanische Touristen stürmen und sie umarmen hat das schon was. Laut singend ist der ganze Campus voll von schrägen Gestalten. Hin und wieder gehen die bemantelten älteren Semester durch und halten nach Neulingen Ausschau, denen sie Aufträge erteilen. Das Wort, das mich hier jederzeit rettet heißt einfach: Erasmus. Mir wurde angeboten mitzumachen, aber ich bin grundsäzlich befreit (es gibt Statuten für Praxe) und es sind gar nicht mal sooo wenige Erasmus Leut, die sich doch freiwillig darauf einlassen. Auf den 2 Meter langen Holzlöffeln, die die „Kommandeure“ tragen steht in großen Lettern: „Dura praxis sed praxis“. Spaß zu machen scheints auf jeden Fall und man kennt am Ende (dauert insgesamt 1 Woche) dann auf jeden Fall amal a Menge Leut. Händchen halten verbindet.

Zudem war heute mein erste Vorlesung, in der ich so gut wie gar nichts verstanden habe vom vernuschelten Português de Portugal. Seltsame Szene am Ende: Ein Typ geht auf mich zu in einem altdeutschen 30er Anzug, strammer Scheitel aus blonden Haaren, Brille und überhaupt sehr... hmm naja, im Aufrteten in die Zeit zwischen 1938 und 45 passenden Verhalten... und gibt mir mit brasilianischem Akzent zu verstehen, daß er sehr froh ist im Hörsaal mit einem Österreicher zu sein. Aaaaaaaaaaahaaaaaa, naja, auch sehr erfreut,.. Zum Abschied sagt er noch was auf Deutsch, das dem Klang nach auch sehr in jene Zeit paßt, und ich nicht ganz verstanden habe. Unheimlich...

Dann wieder draussen auf dem Campus wo die Rituale munter weiter gehen und um 12:30 schon die ersten trunkenen Gestalten in ihren Kutten ummawanken. Das ganze nimmt eine sehr rhythmische Komponente an und die an- und abschwellenden Gesänge überall fügen sich irgendwie in ein akkustisches Tohuwabohu, das zugleich mitreißend wie beängstigend wirkt. Ich glaube keiner der hier studiert wird das alles jemals vergessen (können). Bin schon sehr gespannt, wie das heute in der Nacht ausschauen wird.

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