Montag, 1. August 2011

das letzte Mal an dieser Stelle...

So das wird jetzt wohl der letzte Blogeintrag werden, den i euch aus Portugal heraus schreib.

Ich sitze gerade im Castello, einem alten Schloß das unter dem Semester nur von Erasmusstudenten bewohnt wird, im Sommer aber faktisch leer steht. Ich werde hier meine letzte Nacht in Coimbra verbringen und das Castello paßt da echt gut dazu. Voll mit Graffitis in allen Sprachen dieser Welt (oder zumindest Europas), leicht verfallen und mit einem gewissen Charme erzählt hier jeder Zentimeter des Hauses Geschichten der Feste und Emotionen, die sich hier zugetragen haben. Haus gewordene Erinnerung von unzähligen Internationals die hier in den letzten 10 oder 15 Jahren ein Jahr verbracht haben...

Netterweise haben die hier auch eine fette Soundanlage aus der gerade chilliger spanischer Sound kommt... Macaco, wer mag den auch nicht?

Eigentlich sind hier alle meine ausgesprochenen (und geheimen) Wünsche in Erfüllung gegangen mit denen ich hergekommen bin und so werde ich diese Stadt mit mit einem lachenden Herzen verlassen auch wenn der Abschied selbst einen bittersüßen Geschmack hat.

Heute hab ich endlich alles fertig bekommen im DRIIC (departemento de relações internacionais) und damit den Papierkram für Portugal erledigt. Morgen geht’s nach Lissabon und dort werd ich dann eine Woche bleiben. Mein Flug geht am 9. August um 6 in der Früh, bis dahin hab ich also noch Zeit mir die Stadt endlich amal genauer anzuschauen.

Wir sehen uns wieder auf der anderen Seite des Bildschirms, meine Lieben! Handy hab ich keines und auch sonst weiß ich noch nicht so genau wie ich das in Österreich alles regeln werde. Emails oder so kommen eigentlich immer an.

Bis bald!!

Dienstag, 19. Juli 2011

Erasmus - die letzten Wochen

Tja, jetzt ist das Jahr fast um. Ich habe nach meinem kleinen Surftrip noch meine Defensio gehalten und meine letzte Präsentation abgeliefert und bin jetzt wirklich in den Ferien. Ja und das in einer Stadt die schon merklich leerer ist. Die letzten die noch hier sind die wieder die Erasmus Leute. Ein bisschen wie ganz am Anfang... keine Studenten, niemand... nur ein paar verstreute aus den Ländern dieser Welt. Sehr ruhig... nicht amal unangenehm. Ich habe noch einige private Sachen zu regeln (ja in einem Jahr verwickelt man sich in allerlei Sachen) und da kommt das alles sehr gelegen.

Am Wochenende kommt... juhuu... der Martin mit seinem VW-Bus und dann werden in Portugal vielleicht ein bisschen eine dental-Erholung einlegen. Ich hab ehrlich gesagt keine Ahnung was ich jetzt noch alles mache. Ich werde mich einfach mal ein wenig treiben lassen. Schöne Orte gibt’s hier viele und Leute die dort oder dahin fahren auch. Mal schauen wo ich so lande. Ai, que vida...

Ich schreibe euch diesen aus einem kleinen Café an der Sé Velha, der alten Kathedrale, die mehr ausschaut wie eine Burg als sonst was. Und daß die Mauren amal hier waren, kann die gute Sé Velha auch nicht leugnen. Um dem ganzen noch a bissi mehr Kitsch zu verleihen hat der Typ dem das hier gehört heut auch noch Fado eingelegt. Ich bin der einzige der hier sitzt und es hat schon fast etwas kontemplatives hier den Blog zu schreiben. Ich vermute mal, daß das hier der vorletzte Eintrag ist... einer oder so wird vor dem verschwinden hier noch kommen (müssen).

Es dauert nicht mehr lang und wir sehen uns wieder.

Donnerstag, 30. Juni 2011

Está!!!!

Ja, es gibt ihn. Diesen Tag an dem aller Streß von einem abfällt, wo man alles hinter sich gelassen und nur noch wenig vor sich hat. Die letzte Woche war die Hölle. In kürzester so viel in halbwegs passabler Form zusammen kriegen war schon sehr hardcore.

Das Problem: Ich habe erst am Montag alle Daten meiner These in Händen gehalten und dann damit beginnen können die „Results“ und die „Discussion“ zu machen. Alles was man vorher machen kann, habe ich vorher gemacht. Für den Rest wären schon 4 Tage zu wenig gewesen und die Druckerei hat mich dann auch noch wissen lassen, daß sie mindestens einen Tag brauchen um alles zu drucken. Also 3 Tage... Tja ich habe in diesen 3 Tagen kaum geschlafen und war Tag und Nacht im Labor um zu tippen wie ein verrückter. Ich habe im Labor Sonnenuntergänge (3x) und Sonnenaufgänge (2x) gesehen. Ich habe leider nur die Basis Statistik hingekriegt und hätte aus den Daten wesentlich mehr machen können, hätte ich mehr Zeit gehabt.

Aber Portugal wäre nicht Portugal, wenn nicht alle 2 Stunden irgendwer angerufen hätte ob er mir helfen kann und falls ja wie. Die Mädels aus dem Labor haben mit mir parallel an den „Results“ geschrieben. Sogar nächtliche Erasmusbekanntschaften haben vorbei geschaut um alles zu formatieren während ich daneben auf dem Sessel amal a Stunde geschlafen hab.

Am Ende bin ich gestern eine halbe Stunde vor zu spät in der Druckerei angekommen und habe heute meine These endlich abgeholt. In 5-facher Ausführung. Jeder Professor aus der Kommission kriegt nämlich sein eigenes Exemplar dazu seine eigenen CD und dazu meinen Lebenslauf, damit die Magnifizenzen sich beim Lesen auch gemütlich zurück lehnen können, während sie Portwein trinken und sich die Füße massieren lassen.

Vor kurzem habe ich alles – die CDs, die Thesen und Co – in einen Schuhkarton gesteckt und bin dann ins Departement hinüber. Dort habe ich dann heraus gefunden, daß ich weit nicht der einzige bin, der (schon wieder) in der letzten halben Stunde das Zeug hinbringt. Was für eine heitere und gelöste Stimmung unter den vielen anderen Studenten mit den Schuhkartons, Augenringen und dem gleichen seligen Gesichtsausdruck den man einfach hat, wenns doch noch hingehauen hat.

Es die Vorschrift, daß man die Thesen an einem bestimmten Tag abgegeben muß, erst seit diesem Jahr. Und natürlich hat sich innert dieses Jahres niemand darauf vorbereitet. Als ich endlich dran war hat die Sekretärin bereits eine Tonne Papier und CD liegen gehabt (in und AUF den Regalen, auf deim Schreibtisch, am Boden... einfach überall) und fluchend noch einen Platz gesucht um meine Kisterl auch noch unterzukriegen. Außerdem war ihr mit Blick auf die Schlange an Menschen wohl auch klar, daß sie nicht um 4 wird zumachen können...

Wie dem auch sei, ich schreibe euch jetzt noch diese Zeilen und werde dann zu Hause Zelt und Brett packen und dann die nächsten 5 Tage in Ericeira mit dem etwas gestörten Ricardo und den sehr liebenswerten Wellen verbringen. Nach dem Packen heut treff ich mich noch mit den (sehr hübschen) Mädels aus dem Labor und werd mich einfach in die Nacht fallen lassen ;)

Nächstes Mal schreiben... kA wanns kommt. Baba daweil!

Donnerstag, 23. Juni 2011

Ficken!!!

Mann i hab jetzt nu eine Woche um meine Drecks-DA fertig zu kriegen und abgesehen von Zeit fehlts mir echt a bissi an der Motivation. Es muß halt sein und i muß da durch. Das gerade die lässigsten Feste steigen, gewisse emotionelle Verirrungen anstehen und auch sonst alles aus dem Ruder zu laufen scheint, macht mir die Sache nicht gerade leichter.

Ahhhhhhhhhhhhhh

Meine Betreuerin hat erst am Montag Zeit um noch einmal einen Blick auf die DA zu werfen und dann habe ich noch sage und schreibe 4 Tage ihre Vorschläge und Kritik einzuarbeiten. Was ich am Donnerstag mache, wenn ich den ganzen Mist abgeben habe, kann ich hier nicht schreiben. Nur so viel: Es ist sicher ILLEGAL.

Die üblichen Lernplätze sind alle gerammelt voll also hat man jetzt kurzerhand die Mensa offen und das Licht brennen gelassen. Ich sitze hier inmitten einem Meer von fertig herunter gekommen ausschauenden Studenten. Prüfungssaison, ja so muß es sein. Die leichte Flüstern und Nuscheln im Raum wird regelmäßig von elektrischen Summen unterbrochen, wenn wieder ein Insekt in den Griller fliegt.

Der übliche Teil wo i auf das Wetter eingeh entfällt dieses Mal, weil ich von draußen nicht viel sehen. Ich schlaf wenns sein muß und schreib sobald i wieder wach bin. Für beides spielt die Uhrzeit gerade keine Rolle. So Artikel Ende, drückts mir die Daumen.

Montag, 13. Juni 2011

do Tropical à Áustria

Ich schreibe euch diese Zeilen heute aus dem Tropical, einem kleinen Straßencafé an der Praça da Republica hier in Coimbra. Das Café wird schön langsam zu meinem bevorzugten Arbeitsplatz um meine DA zu schreiben. Die Musik ist angenehm Richtung 70's und Blues ausgelegt, die Einrichtung alt und es gibt WLAN, der Kaffee halbwegs billig und gut. Ein paar Langhaarige Typen draußen rauchen gerade ein Marihuana, daß selbst die Luft hier drinnen noch schwer ist davon. Die Atmosphäre ist südländisch gelassen. Zudem sperrt das Café im Gegensatz zur Uni auch den Bittorrent Zugang nicht, was nebst der DA auch noch andere Datensätze wachsen läßt... Kurzum: der perfekte Ort für Inspiration und Schreibfluß. Ich glaub ich werde das Café in der DA dankend erwähnen.

Ich habe also noch 2 Wochen um mein bisher größtes akademisches Opus abzuschließen. Man hat uns ja dankesnwerter Weise den Abgabetermin doch noch ein wenig zurück verlegt. Momentan ist gerade so was wie ein Kältewelle über unsere kleine Stadt hereingebrochen. Für die einheimischen ist das fast eine Katastrophe und sie laufen in langen Hosen und Pullovern herum. Für mich ist das die Erlösung nach fast 5 Wochen Hitze. Und es hilft nicht amal wenig beim konzentrieren.

Die Arbeit wächst und wächst und beim schreiben wird man ja richtig zum Fachmann, was Polyaminmetabolismus betrifft. Bei so einem grundsätzlichen Thema auch sicher ein Vorteil für meine Zukunft :p

Mann bin ich froh wenn das alles hier vorbei ist und ich ohne Hintergedanken an Verpflichtungen durch die iberische Halbinsel reisen kann. Nicht mehr lang... nicht mehr lang... nicht mehr lang...

Ich wünsch euch was und werd jetzt wohl wieder weiterschreiben....

Dienstag, 7. Juni 2011

Tief-Sinnig

Schön langsam wird’s melancholisch. Ich habe gestern meine das letzte Mal meine Miete gezahlt und scho amal mit dem Vermieter wegs Schlüssel und Co geredet. Komisches Gefühl. Der Valker, einer der wirklich guten Freunde hier in Coimbra, ist schon zurück nach Brasilien und in den nächsten Wochen werden immer mehr von uns von hier verschwinden. Noch komischeres Gefühl. Da ich hier noch eine Defensio zu halten habe, werde ich wohl einer der letzten sein, die Coimbra den Rücken kehren. Zum Glück bin ich dabei nicht alleine dabei sondern habe noch jemanden um gemeinsam bis zum Ende auszuharren.

Der Wind der nahenden Zukunft macht unsere kleinen Sandburgen zu dem Staub, der sie eigentlich immer waren. Es ist ja nicht so, daß dieses Schauspiel einer jeden Schönheit entbehren würde. Um ehrlich zu sein, genieße ich das sogar. Es gehört einfach dazu, alles was wir kennen in seine Teile zerfällt und sich dann irgendwo wieder neu und ganz anders zusammensetzt. Die Welt ist eine riesige Collage an der Gott fleißig mit Schere und Klebstoff weiterbastelt, bis sie irgendwann einmal aufhört zu sein...

Sooooooooooo, genug Melancholie und kurz zum Wesentlichen:


Diplomarbeit geht zügig voran. Bin richtig zufrieden. Wenn ich an einem Tag viel geschrieben habe, falle ich meist am Abend sehr zufrieden in mein Betti. Ich habe mittlerweile eine kleine Kollektion an brasilianischen Filmen, die ich mir gerne nach solchen Tagen anschaue. Brasilianisches Kino ist... hmm, sehr sozial-real und gewährt viel Einblick in ein Leben, das so ganz anders ist, als unseres.

Capoeira und surfen haben nach wie vor großen Anteil an meinem Ausgleich nebst dem Computer-Leben. Strand und Ozean... machen immer noch einen soooo intensiven Eindruck auf mich wie beim ersten Mal. Wie wunderschön. Salzige Luft und gewaltige Wellen unter einem Himmel im tiefsten Blau. Kaum zu beschreiben.

Vor kurzem habe ich eine Statistik der EU zum Thema Erasmus gelesen. Darin stand unter anderem zu Lesen wie sehr der Anteil derer, die Erasmus machen, gewachsen ist und wieviel Geld die Union dabei investiert. Die nennen das interkulturellen Austausch, wenn man in einem fernen Land nach einer Nacht die einfach nur perfekt war neben einem Mädchen aufwacht, deren Sprache man kaum spricht*. Und sie fördern das!! Hardcore oder? Es ist wirklich horizonterweiternd und ich kann nur hoffen, daß Programme die auf so was abzielen noch viel mehr werden und auch Leute, die nie eine Uni von innen gesehen haben, in deren Genuß kommen. Mal schauen wie sich das weiterentwickelt.


*Geschichten, die man so hört...

Mittwoch, 1. Juni 2011

Es geht weiter

Irgendwie reihen sich momentan gute Ereignisse an angenehme Überraschungen. Zunächst einmal wurde der Tag der Abgabe der DA auf 30. Juni zurück verlegt, was wohl auch dem anhaltendem Gemurre aller Diplomanden hier geschuldet sein dürfte – sooo taub ist die Administration dann doch nicht.. Welch angenehme Begebenheit!

Zudem habe ich letzten Montag die letzten Arbeiten im Labor beendet und muß mich jetzt „nur“ mehr ums Schreiben der Arbeit und ums statistische Bearbeiten der Daten kümmern. A propos Statistik: Meine portugiesische Betreuerin im Labor, Raquel, hat mich vor kurzem um meine Daten gebeten und durchblicken lassen, daß sie zumindest einen Teil der Statistik für mich machen wird und mir beim Rest dann beistehen. Jaaaa, das... ahm... kann ich so akzeptieren. Portugal halt...

Die Zellen im Labor waren wie quängelnde Kinder, immer muß man sie füttern, vor bösen Infektionen schützen, ihr Wachstum messen und und. Das ist jetzt alles vorbei – ich habe sie mit viel Lixívia alle getötet, harr. Alles was noch zu tuen ist, mache ich jetzt am Laptop und das geht prinzipiell überall wo es Internet gibt. Sei es im lauschigen Straßencafé an der Praça da Republica oder irgendwo in der Altstadt sitzend auf einem Stein vor so einem Computerclub oder im kühlen Keller der FLUC (Faculdade das Letras da Universidade Coimbra). Besonders nett ist es auch in der Biblioteca Municipal, einer Art steinernen griechisch anmutenden Tempel in einem botanischen Garten hier in Coimbra. Ja... so läßt sich das aushalten.

So um nicht allzu in der Entspannung zu versinken, werd ich mich wohl jetzt wieder meiner DA widmen. Wenn man nichts macht geht halt auch nichts weiter, selbst wenn man unendlich viel Zeit hätte...

Mittwoch, 25. Mai 2011

Schleppend geht es voran

Schleppend schon allein deswegen, weil ich zur Zeit ein wenig krank bin. Das heißt ich schleppe mich ins Labor, behandle dort ein letztes Mal meine Zellchen und werde vermutlich mit Montag nächste Woche alle Daten haben. Sehr fein so.

Große blaue Flecken am Unterarm (Surfboard) und eben dieses Schwächegefühl wegs Krankheit machen mir das Leben zur Zeit nicht gerade leicht. Ich komme schon vorwärts aber es könnte erheblich besser sein. In meiner DA schreibe ich immer noch viel an Einleitung etc. herum, lade Papers runter, füge Zitate ein, versuche aus den noch nicht vollständigen Daten Tendenzen abzuleiten und habe immer noch nicht alle Maschienen und Reagenzien für meinen Material & Methods Teil gefunden. Manche Sachen leihen sich nämlich andere Labore gern aus und die kommen irgendwie nicht so schnell wieder zurück und ich bräuchte trotzdem halt Seriennummer und Markennamen und den ganzen Blödsinn. Naja egal, es wird schon werden.

Tja man merkt leider schon sehr, daß sich hier alle stückchenweise dem Ende zuneigt. Diejenigen die in festeren Beziehungen stecken beginnen schon diese aufzulösen oder (im seltenen Fall) sich gemeinsame Städte für die Zukunft zu suchen. Ich habe schon Kontakt mit den Universitäten, die für mein Doktorat in Frage kommen, aufgenommen und hoffe sehr euch ab nächstem Jahr mit einem Blog von der anderen Seite des Atlantiks unterhalten zu können. Mal schauen und vor allem viel hoffen...

Die Hitze nimmt auch gerade Dimensionen an... Kinder ich sag's euch, ohne Sonnenbrille kann ich zur Zeit nicht aus dem Haus. Meine Augen kommen mit dieser Lichtintensität einfach nicht klar. Am Anfang habe ich ja darüber gelacht, als eine brasilianische Freundin gemeint hat: „Natürlich ist das hart für dich, du hast ja blaue Augen“. Mittlerweile hab ich das aber schon so oft gehört, daß ich mich zu fragen begonnen habe, ob es nicht vielleicht doch so ist, daß da etwas co-vererbt wird mit Iris und Retina. Wer weiß das schon.

Ja ich werde mich jetzt noch einmal um ein paar Zeilen der DA kümmern (bin grad daheim) und dann wieder auf die Uni latschen um ein paar Zellmessungen vorzunehmen und dann wieder heim zum ausrasten und nächste Dosis Paracetamol nachschießen.

Mittwoch, 18. Mai 2011

zurück in der Realität

Das schöne Leben der Queima ist vorbei und der Hardcore Laborstreß beginnt jetzt. Auch hier in Portugal gibt es so was. Meine Güte...

Nachdem die hiesige Studienabteilung entschieden hat heuer etwas früher auf Urlaub zu gehen, haben sie uns kurzerhand die Deadline zum Abgeben der DA auf 20. Juni vorverlegt. Was das heißt kann man sich lebhaft ausmalen. Der armer Kerl, der neben mir im Labor steht, hat keine Ahnung ob er es überhaupt mit den Ergebnissen schafft. Ich werde in einer Woche alle Ergebnisse beisammen haben und habe bereits begonnen Teile meiner DA zu schreiben aber auch so wird es knapp. Man sagt es sei eine portugiesische Tugend den letzten Moment, in dem es noch möglich ist irgendwie fertig zu werden, zu erkennen und dann unter maximalem Streß zu nutzen. Voilá, dieser Moment ist soeben an mir vorbei gezogen und ich werfe mich mal ins Gefecht.

Das gute an der Sache ist allerdings, daß nach dem frühen Abgeben der DA dann für mich wirklich die Ferien anfangen. Wenn das mit der DA (hierzulande Tese) alles so hinhaut, wie es sollte, muß ich dann nur mehr Mitte Juli eine Defensio (hierzulande Defesa) halten, die angeblich nicht sooo hart werden dürfte und das wars dann fürs Semester hier. Das heißt, ich habe dann viel Zeit, die ich an den verschiedensten Enden Portugal verbringen kann um mir die Strände, Wellen und Städte anzuschauen. Auch nicht gerade das schlimmste was einem passieren kann. Ihr könnt mir auf jeden Fall die Daumen drücken, daß hier alles so klappt, wie es sollte.

Zum seelischen Ausgleich sollte es sich zumindest ausgehen jedes WE einmal ein paar Wellen am Strand zu nehmen. Dieses herrliche Gefühl entschädigt einen für viel und kompensiert so manche Ungemach und das werd ich wohl auch brauchen. Seit kurzer Zeit bin ich stolzer Besitzer eines Brettes, nämlich eines Malibu Long. Irgendwie lustig – die Wellen machen das, was sie sowieso schon seit immer machen, nämlich sich mit mehr oder minder gewaltiger Kraft auf den Strand zu bewegen – und man muß nur ein kleines Brett zwischen sich und der Welle bringen und schon beginnt sie einen zu tragen und man kann die Kraft des Ozeans richtig fühlen die einen hoch hebt und zu tragen beginnt. Ich bin noch nicht sonderlich gut darin, aber es macht mir schon irrsinnig viel Spaß.

So weit der Statusreport hier. Over and out!

Samstag, 14. Mai 2011

Queima - ÜBERLEBT!!!

Es hat die Queima so geendet wie sie wohl enden mußte – nackt, dicht und mit viel Anlauf in den Rio Mondego springend. Irgendwann nach dem Fest noch auf der Dachterrasse mit meinen Kollegen eine Flasche Portwein weiter gebracht. Letzte Szene der Queima: Paulo, mit E-Gitarre und Verstärker auf Max, jagt im Morgengrauen noch einige Akkorde über Coimbras Dächer. Danach fast ohnmächtiges einschlafen. Eine Woche – eine ganze Woche – Studentenfest der härteren Sorte hinter uns gebracht. Wir können stolz auf uns sein!

Was genau alles passiert ist, ist ein wenig schwierig zu sagen. Mein Gedächtnis hat aus den vielen Eindrücken eine lustige Collage erstellt. Hübsch anzusehen, mit Eindrücken von vielen schwarz gekleideten Studenten, Alkohol und tanzenden Verrückten. Aber was genau wann und wie war... hmmm. Ist ja auch egal, war auf jeden Fall ein beeindruckendes Fest.

Mittlerweile bin ich stolzer Besitzer eines Surfboards und kann euch sagen: Surfen ist erstens das beste und zweitens gegen den Kater. Sich am Tag von den Wellen tragen zu lassen und die salzige Luft über dem Ozean zu inhalieren ist die beste Medizin. Wenn man dann am Abend abgekämpft wieder zurück kommt nach Coimbra, weiß man wieder was man eigentlich so an allem hier hat.

Leider wird diese Woche die letzte ihrer Art für länger bleiben. Sie haben uns nämlich auf der Uni den Abgabetermin für unsere Thesen auf den 20. Juni vorverlegt, womit ich fast ein Monat weniger Zeit habe als erwartet. Hoffen wir, daß es der Wind an den Wochenenden gut mit mir meint und mich der Ozean mit ein paar Wellen tröstet.


Euch allen eine
Boa Onda!!! (übersetzen dürfts ihr euch das selbst)

Mittwoch, 11. Mai 2011

Queima... immer noch

Ja es ist die Hölle durch die wir hier gehen. Eine Woche Fest, eine Woche hardcore, eine Woche Wahnsinn, eine Woche jeden Tag noch zerstörter aufwachen als am Vortag. Wir haben mittlerweile gut die Hälfte überstanden und die Portugiesen haben mir in beeindruckender Weise demonstriert, wie sie zu feiern verstehen.

Angefangen hat alles mit der rituellen Serenata (s.o.). Ich habe tausende von Menschen gesehen die mucksmäuschenstill dem Klang des traurigen Fado gelauscht haben. Dieser Fado erzählt vom Abschiedsschmerz aus Coimbra, denn man als Student hat, wenn man dann ins normale Leben muß. Seid ich den Text verstehe, machen mich diese Lieder noch viel melancholischer. An den Stufen unter der Tuna – der studentischen Band – saßen all jene die ihr Studium heuer abschließen werden und haben ergriffen wirklich geweint. Was für eine Emotion, wie intensiv. Wie sehr muß sich einem diese Stadt ins Herz brennen, wenn man hier seine Studienjahre verbringt.

Noch in der gleichen Nacht, also um ca. 2 in der Früh, brach dann die Hölle los in der Stadt. Die ganzen tausenderschaften (ich übertreibe nicht) an Studenten marschierten dann Schnurstracks von der Sé Velha hoch zu Universität, wo – ich weiß nicht wieviele – Convivios mit billigstem Bier und fetzigstem Sound stiegen. Die Atmosphäre war hardcore, greifbar und alles voll von Leuten im Taumel und Wahnsinn. Heimkommen irgendwann nach Tagesanbruch. Glücklich, zerstört und wissend, daß man Zeuge einer wirklich wilden Nacht geworden ist.

Den Tag danach habe ich gut durchgeschlafen und bin dann am Abend ins Resinto. Das Resinto ist der Ort an dem die Queima ihr Zelt errichtet hat. Oder besser ihre Zelte, in denen man nebst Konzerten, Disco und Co einfach alles findet um sich die Nacht WIRKLICH um die Ohren zu schlagen. Superlässig! Und man kann dort jeden Tag wieder hingehen bis zum Samstag, also eine Woche durch. Ich glaube aber trotzdem, daß nur die wenigsten in der Lage dazu sein werden das eine ganze Woche lang durchzuziehen. Neben teuer (für Portugal) ist es einfach viel zu zach, daß durchzuhalten.

Am Sonntag gab es dann das Cortejo. Dies ist der heiligste Tag im akademischen Leben Coimbras. Es hat ein bisschen was von einem Umzug mit dem exzessiven Unterschied, daß es FÜR ALLE Freibier und alles andere mögliche und unmögliche zum Trinken gibt. Es wird von den bunt bemalten Wägen von den Studenten darauf in die Menge geworfen oder verspritzt und es hört einfach nicht auf. Man steht mit offenem Maul unter einem Wagen und kriegt Bier rein und rundherum geleert. Wet-T-shirtcontest Hilfsausdruck. Innerhalb von nicht einmal einer Stunde (man bedenke auch den vom Vortag mitgenommenen Rausch) sind alle wieder voll in der Welle, also pi mal Daumen um 2 Uhr. Und so geht es dann aber weiter bis in die Nacht, wo dann auf die jämmerlichen Überreste wieder das Resinto mit seinen Sündenzelten warten würde. An diesem Abend haben wir es dann leider nicht mehr geschafft und sind alle bei der kurzen Erhlungsphase daheim einfach eingeschlafen. Fertig wie selten im Leben...

Tja und so ist es die letzten Tage halt weiter gegangen. Zwischendurch mal einen Tag am Strand verbracht zum Erholen und die Nächte wieder im Delirium. So also feiern die Portugiesen. So kann man also auch feiern. Whoaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa.

Donnerstag, 5. Mai 2011

Queima das Fitas - die Serenata (der Beginn)

Jetzt steht sie also vor der Tür: Die Queima. Das größte Studentenfest auf der iberischen Halbinsel, wie mir alle Portugiesen stolz versichert haben. Schon sitzen die ersten am Platz der Sé Velha, der alten Kathedrale an deren Stufen die Serenata gehalten werden wird. Ein Konzert der Studenten in ihrer traditionellen Tracht (der Traje) und auf ihren traditionellen Instrumenten. Für alle musikalisch Interessierten: Es geht die Mär um, daß es die portugiesischen Imigranten waren, die die Ukulele nach Hawaii gebracht haben, das Gegenstück hier heißt auf jeden Fall Cavaquinho.

Die Serenata ist offiziell auf 11 angesetzt und schon jetzt sind ewig viele Leute am Platz der Sé Velha, einem uralten mit Kopfsteinen gepflasterten Platz, zu finden. Ich wohne netter Weise genau 50 Meter daneben und werden dann auch wieder rüber schauen. Wer das ganze heute aus guter Perspektive haben will sollte eher bald am Platz auftauchen.

Man kann spüren wie die ganze Stadt vor Erwartung virbriert, in wenigen Stunden beginnt hier für eine Woche der Ausnahmezustand. Man hört sie förmlich alle zählen „nur noch ein paar Stunden“, sie – die Studenten, die Professoren, die Einsatzkräfte, die ganzen Bars und Kneipen, die alten Leute (die schnell noch über die Straßen huschen um sich mit Einkäufen für die kommende Woche einzudecken), sie alle und noch viel mehr erwarten den Ausnahmezustand, von dem ich bereit so viel gehört habe.

Ich habe heute noch schnell im Labor das Missverständnis, daß ich nächste Woche auftauchen würde geklärt und mich gleich bis zum Montag darauf freistellen lassen. Yihaaa!

Ich werde nach dem Verfassen dieser Zeilen mal alles klar machen und mich dann in den Wahnsinn stürzen. Ich hoffe, daß ich diese Woche ohne Krankenhaus, Polizei oder Ertrinken im Fluß (passiert immer wieder) hinter mich bringe. Vielleicht werde ich noch den einen oder anderen Eintrag während der Queima verfassen – ich habe keine Ahnung. Sämtliches Planen endet hier und beginnt erst wieder in einer Woche.

Adeus und bis bald!

Freitag, 29. April 2011

WG und Leben und so

Hab ich eigentlich schon einmal geschrieben, daß ich in einer reinen Männer-WG wohne? Was das heißt kann man sich schon fast Cliché-mäßig vorstellen und liegt damit nicht mal falsch.

Heute beim Heimkommen hab ich 2 Mitbewohner vor dem Fernseher in der Küche angetroffen. An sich nichts ungewöhnliches ALLERDINGS kommt es sehr selten vor, daß sie ohne Rauschmittel solche faden Sachen wie Tennis schauen. Kurz gefragt war die Antwort „olha estas gajas“ - „schau dir mal die Mädels an“... tatsächlich, beim Frauentennis stöhnen die Mädels bei jedem Ballkontakt ausgesprochen zweideutig.

Normales Szenario sonst: Man kommt heim, die Luft is schwer vom Rauch und sieht rotäugige, biertrinkende Portugiesen beim Fußball schauen und leidenschaftlichen Diskutieren. Vor allem wenn es um Benfica, irgend so einem Drecksteam von irgendwoher geht, gehen die Wogen immer hoch. Der Vermieter hat einen ordentlich stabilen Tisch in unsere Küche postiert – aus gutem Grund. Wenn die falschen ein Tor schießen hauen alle unter lautestem Gejohle fest auf den Tisch.

Szenen in denen Mitbewohner zu dicht sind das Klo zu finden und sich deshalb am Fenster erleichtern bleiben zum Glück eher die Ausnahme. Wie es in dem Haus ohne der (in der Miete inkludierten) wöchentlichen Reinigung ausschauen würde, mag ich mir gar nicht ausmalen. Reinigung kommt immer am Samstag und so ab Donnerstag wird das Haus mehr oder minder unbewohnbar.

Ich spiele die Rolle des exotischen Aussenseiters hier. Auch wenn ich mit einem, dem Paulo, wirklich Freundschaft geschlossen habe, haperts a bissi im Kontakt zu den anderen. Das liegt nicht zuletzt daran, daß ich NACH FAST 8 MONATEN hier immer noch das brasilianische 1.000.000 besser verstehe (und vor allem fließend rede) als das europäische vernuschelte Portugiesisch. Ich gebs schö langsam auf mich zu wehren und akzeptiers einfach. Tuga-Guês wird’s wohl nie werden, brasileiro scho viel eher. Gerade im Labor wo ich fast ausschließlich mit Tugas – also Festlandportugiesinnen – zusammenarbeite isses wirklich Scheiße so wenig zu verstehen. Ist mir gerade heute wieder ordentlich auf den Nerv gegangen, wo ich eine Aufgabe nicht hab erledigen können weil ich einfach nicht verstehe was die immer von mir will...

Abgesehen davon spüre ich allmählich, daß wir alle nicht mehr lange hier sein werden. Noch ein paar Monate und unsere kleine Erasmussociety wird sich wieder in alle die Länder zerstreuen aus denen sie hierher gekommen ist. Gaaaaanz ein komisches Gefühl das... nicht wirklich melancholisch... eher so, daß man spürt wie sehr man am Leben ist, wenn sich alles um einen herum unaufhaltsam immer wieder ändert - bittersüß....


Samstag, 23. April 2011

Heuschrecken

Es gibt sie also auch hier – die verregneten Wochen. Zumindest eine habe ich jetzt hinter mich gebracht. Heute sind das erste Mal wieder nennenswerte Löcher in der Wolkendecke zu sehen. Teilweise habe ich das Gefühl gehabt es waschelt 100L/cm² runter. Vielleicht ist es deswegen, weil hier das Licht so viel intensiver ist, aber mich beeinflußt das Wetter hier in meiner Stimmung viiiiel mehr, als es daheim der Fall war.

Auch nicht gerade aufheiternd: Im Fernsehen kann man den Politikern zusehen wie sie ihre „Sparpläne“ vorlegen. Im Endeffekt fühlt man sich wie der Patient der auf eine Vivisektion (so was wie sezieren, nur am Lebenden) wartet und zuhört wie man wohl die ersten Schnitte setzen wird. Portugal ist zur Zeit quasi Eigentum der EZB geworden und der innovative Plan ist natürlich im Wort Privatisierung erschöpft. Mir ist ja das meiste eher egal, aber auf der Agenda ist leider auch unzweifelhaft die Medizin gelandet. Die ist in Portugal nicht mal wirklich schlecht, dauert halt länger aber funktioniert und man kann es sich weitgehend leisten. Noch... wenn gewinnorientierte Unternehmen die Patienten als mögliche Profitquelle ins Auge fassen wird sich das vermutlich drastisch ändern. Aber auch so wird es ein Kraftakt werden dieses Volk zu plündern weil sie nämlich einfach nicht viel haben was man ihnen wegnehmen könnte.

Um das hier ein wenig zu veranschaulichen: Ein durchschnittlicher Portugiese verdient wohl so um die 600 Euro im Monat (Mindestlohn liegt bei 450) und kommt so grad und grad durch. Wie man sich hier eine Familie erhält weiß ich auch nicht so genau. Klar, das Land ist erheblich billiger als Österreich... aber sooo billig dann auch wieder nicht. Man sieht volle oft, daß mehrere dieser kleinen verträumten Häuschen eine Waschmaschine oder dergleichen zusammen nutzen. Man muß der Fairness halber auch sagen, daß hier weniger hart gearbeitet wird als bei uns. Ich würde mal so Pi mal Daumen (bin Ausländer und Student) sagen, daß es sich hier um ein 1/3 weniger anstrengend arbeitet als bei uns. Wohlstandsmäßig fehlen aber leicht 2/3 wenn nicht mehr. Ist das wirklich die Botschaft??? „Arbeitet so hart ihr könnt, verschwendet alle Zeit eures Lebens die euch hier auf Erden bleibt oder wir machen euch das Leben eben andersherum zur Hölle“. Hat diese tolle Weltwirtschaft wirklich keinen Platz für einen Mittelweg??????

Ich kann nur sagen, so was von drinnen mitzubekommen (bei Griechenland und Irland war ich ja nicht dabei) ist schon härter. Mir kann es ja eigentlich egal sein, weil ich nicht an dieses Stückchen Land gebunden bin und aus der „heilen Welt“ in den Alpen komme. Aber wenn ich mir vorstelle dieselben Nachrichten in Österreich zu hören.... was für ein Alptraum.

Ich wollte euch mit diesem Beitrag einfach mal a bissi schildern, wie die Relität in einem der „PIGS“ Staaten so ausschaut. Vielen Dank auch noch an die zynischen Banker und Analysten, daß sie uns als Schweine beschimpfen bevor sie zu rauben beginnen um ihre weltweiten Raubimperien noch weiter auszubauen und mit diesen Kapazitäten immer noch größere Plagen über die Menschheit zu bringen...

Mittwoch, 13. April 2011

Laborleben

Nachdem ja nicht wenige meiner Leser hier selber in Labors stehen, hab ich mir gedacht ich gebe euch mal einen kleinen Einblick...

Portugiesische Labore sind wie das Land halt auch ist. Sympathisch, langsam, chaotisch und am Ende kommt man schon dahin wo man sollte. Ich hab hier noch einmal viel von meinen österreichischen Gewohnheiten ablegen müssen um im Strom schwimmen zu können. Ich muß allerdings ehrlich gestehen, daß mir das nicht gerade schwer gefallen ist.

Ich erinnere mich noch gut an mein Labor in Graz. Zum einlernen kriegt man faktisch nur einen Zettel in die Hand, sollte eigentlich alles schon können und das Mädel, das einen einlernen sollt, ist selber so im Streß mit ihren Versuchen, daß sie es kaum schafft Zeit oder Geduld rauszuschinden. So tappt man von einem Fehler bis zum nächsten, und nachdem man jeden Fehler einmal gemacht hat fangen die Dinge an gut zu laufen. Einlernzeit in Summe... 3 Wochen....

Hier in Coimbra habe ich die ersten 2 Wochen selber gar nichts getan, sondern nur meiner wunderhübschen Orientadora über die Schulter geschaut wie sie meine Arbeit gemacht hat. Vom Kulturen bearbeiten bis zum Datenauswerten bin ich immer neben ihr gestanden und hab zugeschaut. Dabei hat sie viel auf portugiesisch gesäuselt von dem ich auch ca. 70% verstanden habe. Die Portugiesen vom Festland haben manchmal seeeehr vernuschelte Dialekte. Nach so ca. 2 ½ Wochen wurden die ersten Kleinigkeiten an mich delegiert. Jetzt allmählich mach ich alles allein und sie steht neben mir und schaut mir über die Schulter damit i auch nix falsch mach. Ich bin (fast) ihre einzige Aufgabe zur Zeit im Labor. Einlernzeit ca. 5 Wochen und die waren noch dazu angenehm. Wie fein!!

Mittlerweile haben sich auch alle an den Erasmus-Österreicher gewöhnt, der Schmäh läuft (wenn i ihn versteh). Das man akzeptiert wird merkt man daran, daß sie (fast nur Mädels hier, inklusive meiner Professorin und 90% meiner Kollegen) einen zum nahe gelegenen Café mitnehmen um nicht allzu viel Zeit im Labor zu verbringen. Und das fast täglich. Sympathisch!!

Was mich immer wieder erstaunt ist die Geduld mit der ich behandelt werde. Die Sprachbarriere zum kontinentalen portugiesisch ist immer noch da und mit Engelsgeduld kriege ich alles wieder und wieder vorgesetzt, oft mit Lachen und Schmäh, bis ich es verstanden habe. Mittlerweile komme ich mir auch nicht mehr wie ein Esel vor, weil man mir alles 3 mal sagen muß und ich die Hälfte der Fachbegriffe nicht gekannt habe. Ich bin echt selten so gut behandelt worden...

Montag, 11. April 2011

Der Ozean und seine Kraft

Tja dieses Wochenende war ich wieder in der Figueira, jenem kleinen verschlafenen Nest am Strand. Genauer gesagt am Strand von Cabedelo, das etwas südlicher liegt und noch viel kleiner wirkt. Es riecht überall angenehm nach Ozean, in einer Holzhütte hat man eine Surfschule mit Shop untergebracht und ein Café, das durch eine Glaswand den Blick auf den Ozean erlaubt, runden die Sache schön ab.

Mit einem geliehenen Brett bin ich dann in den Ozean und hab es probiert. Am Anfang immer sehr nahe am Strand probiert mal auf dem Brett zu stehen. Das ist gar nicht sooo einfach wie es ausschaut. Die Wellen sind naturgemäß nichts konstantes auf dem man sich Stück für Stück einlernen kann, sondern ändern immer ihre Form. Man muß sich mit jeder Welle einzeln anfreuden und mit manchen wäre es sogar technisch unmöglich wenn man fortgeschritten wäre. Das macht es einem als Anfänger nicht gerade einfach, vor allem auch weil man diese noch nicht voneinander unterscheiden kann. Ricardo, ein seeeeehr anhänglicher Portugiese, der mir das Surfen beibringen wollte hat es nicht für nötig befunden irgendwas zu erklären.

Als dann der Wind stärker und die Wellen höher und ich schon merklich schwächer geworden bin wollte ich wieder zum Strand zurück. Ricardo hat offenbar vergessen mich auf so was wichtiges wie die Strömungen hinzuweisen oder sonst auch nur irgendwas zu sagen. So ein Idiot! Mich hat es dann raus auf den Ozean gezogen, wo die Wellen noch größer waren und der Strand ist immer kleiner geworden. Ich habe mich dann an den Satz eines Freundes (vor einem Jahr oder so gehört!!!) erinnert, daß man nie gegen eine Strömung ankämpfen soll, sondern sich eine suchen, die einen dorthin bringt wo man es braucht. Irgendwann, und ich muß gestehen die Verzweiflung war schon größer, habe ich nach viel Wasserschlucken eine gefunden die mich an den Strand zurück befördert hat. Dort bin ich dann einfach mal liegen geblieben und hab gewartet bis die Kräfte wieder zurück kommen.

Zu diesem Zeitpunkt hab ich dann bemerkt, daß nur mehr ziemlich wenig Leut im Ozean unterwegs waren, und offensichtlich nur die Checker. Ein Deutscher, der alles beobachtet hat, ist dann zu mir gekommen und hat mir erklärt, daß heute wirklich nicht der Tag für Anfänger ist, und außerdem noch, daß die ganzen Lifeguards und so erst im Mai anfangen und man besonders vorsichtig sein sollt. Ricardo, darauf angesprochen, hat nicht geschnallt worum es geht, und ich hab dann amal ordentlich mit ihm gestritten.

In Hinkunft geh ich nur mehr mit wem rein, dem ich rein ich vertraue und bei Wellen mit denen ich umgehen kann. Lektion gelernt, großer Ozean.

Dienstag, 5. April 2011

Calor...

Noooooossa senhora!!!

Es ist heiß, so unendlich heiß hier. Und es ist erst April. Man hat das Gefühl im Asphalt zu versinken oder zumindest kleben zu bleiben. Der 2. Tag mit mehr als 30° diese Woche. Die perversen Bäume in diesem Land fangen JETZT an auszutreiben, nachdem sie die angenehme 20°-Phase des letzten Monats einfach verweigert haben. Jeder anständige österreichische Baum würde hier um diese Jahreszeit sein Leben aushauchen oder zumindest ein wenig andörren. Die Luft ist voll vom schweren Duft intensivst riechender Sträucher und komischer öliger Gewächse.

Ähnlich wie die Portugiesen selbst siehts auch die Tierwelt hier von der relaxten Seite. Die meisten Hunde halten Siesta gemütlich irgendwo auf der Straße, und blöderweise fast immer in meinem Weg. Nur äußerst widerwillig, und auch nur dann wenn i ihnen scho (fast) am Schwanz steig, bequemen sie sich aufzustehen. Die Katzen sind nicht viel anders. Spannend hier in Coimbra: Katzen und Hunde jagen sich nicht wirklich, aber liegen immer so, daß der eine den jeweils anderen im Auge hat... bis sie dann doch wegdösen.

Weil ich schon beim Tierreich bin: Meine WG hat allmählich wirklich was von einer funktionierenden Gemeinschaft. Man muß dazu sagen, daß wir hier alle ziemlich zusammengewürfelt angefangen haben. Mittlerweile haben wir scho das eine oder andere gemeinsam durchgemacht.

Um hier kurz eine kleine Geschichte zu erzählen: Der Vermieter hat bereits im Winter angefangen zu sumsen, weil wir ja ach so viel Strom verbrauchen und er ja schon gar nicht mehr weiß wie all das zahlen. Nach diesem Vorspiel hat er dann vor 3 Wochen eine Mieterhöhung angekündigt. Naja und vor 2 ½ Wochen sind uns plötzlich so Zettel von der Volkszählung ins Haus geflattert (kommen so alle 5 Jahre). Der Vermieter hat nu am selben Abend angerufen und uns erklärt, daß es WIRKLICH NICHT NÖTIG ist, daß hier alle ausfüllen. Er hat wohl nicht alles so wirklich korrekt versteuert. Wir haben dann ageboten unsere staatsbürgerlichen Pflichten nicht so genau zu nehmen, wenn er auch über die Mieterhöhung hinweg sieht. Und plötzlich war das mit dem Strom im Winter gar nicht mehr so schlimm, hehe.

Während ich diese Zeilen schreibe geht die Sonne gerade wie eine glühende rote Feuerkugel am Horizont unter. Wo auch immer gerade seit, ich hoffe ihr habt es fein und es geht euch gut!!!

Freitag, 1. April 2011

Hot Times...

Okay heute ist der erste April und das Wetter ist ungefähr so wie es bei uns im August sein dürfte. Ich mache mir da schön langsam Sorgen, weil ich eigentlich nicht weiß, was ich noch alles ausziehen sollte um mich dieser Mörderhitze anzupassen. Hmm, ich würde die klimatischen Unterschiede einmal so zusammenfassen: Für uns kennen die Portugiesen keinen Winter, für sie kennen wir allerdings keinen Sommer. Hier nennt man das Frühling.

Mittlerweile kenne ich den Weg ins KH zur Notaufnahme bzw. Unfallstation schon fast auswendig. Sachen Nähen, Fieberanfälle behandeln... Antibiotika abholen etc. Man kann über das portugiesische Medizinwesen eigentlich nicht viel schlechtes berichten. Es dauert alles ein wenig länger als bei uns, dafür sind die Leute auch wesentlich fröhlicher bei der Arbeit. Das wiegt für mich viel auf. „Portugal é bem de vaga e bem humorado“.

Ich sitze hier gerade im Labor beim Versuch die ersten Zeilen meiner DA zu schreiben und hoffe, daß ich hier bald raus komme. Wünscht mir gute Wellen fürs Wochenende!!!

Montag, 21. März 2011

The beach

Tage am Strand in Portugal sind schon was sehr lässiges, selbst wenn die Wellen nicht reichen um darauf zu reiten. Ich muß an dieser Stelle auch gleich einmal sagen/schreiben, daß ich noch gaaanz am Anfang dieser Kunst stehe. Würde ich mehr üben (können) wäre ich wohl schon erheblich besser, aber es ist wie verhext. Ich habe nur am WE wirklich Zeit um ganze Tage am Strand zu verbringen und irgendwie will der Wind dann immer was anderes als mich auf dem Brett zu sehen. Und so warte ich schon einige Wochen auf mein Wochenende. Um das kurz zu erklären: Der Wind sollte generell vom Strand ins Meer und nicht umgekehrt blasen um die Wellen in die richtige Form zu bringen.

Trotzdem kann es sehr viel in der Figueira da Foz bzw. im Cabedelo die Tage zu verbringen. Sonnenuntergänge über dem Ozean sind was irrsinnig beeindruckendes und das jedes Mal aufs Neue. Wenn man dann am Abend mit seinen Kollegen Holz sammeln geht um einen fetten Grill anzuwerfen weiß man wieder was man eigentlich so an seinem Leben hat. Wie fein, wie entspannt... Irgendwie kommen einem dabei ziemlich die Aussteigerphantasien. Mal schauen, wie das so wird. Auf jeden Fall hab ich schon wieder ziemlich viel Sand ins Haus getragen.

Um ein wenig aus dem Labor zu berichten: Durch eine kitzekleine Unachtsamkeit habe ich es gleich in der ersten Woche geschafft ein drittel unserer Zellen zu kontaminieren, das heißt daß man sie dann wegschütten muß. Glücklicherweise ist das vor dem eigentlichen Experiment passiert. So mussten wir nur einen Tag warten bis sich der Stamm wieder erholt hatte (Zellen haben ja die Tendenz sich zu teilen und Lücken zu füllen). Heute haben wir sie in kleine Becken aufgeteilt und morgen werden wir sie dann vergiften. Da sollte dann wirklich alles glatt gehen. Sie sollten nur an den Dingen sterben, die wir ausdrücklich wollen, damit wir das auch irgendwie messen können.

Wünsch euch allen „uma boa onda“ und bis zum nächsten Mal!

Mittwoch, 16. März 2011

Internationales und so...

Die Welt scheint sich rundherum in den Medien unglaublich zu beschleunigen während ich hier mein Labor- und Erasmusleben führe. Weil ich noch nicht sooo viel zu tuen habe komme ich viel zum Medienkomsum und mache mir halt so meine Gedanken...

Die Worte, die ich momentan so lerne wenn ich Nachrichten schaue sind Sachen wie „derrotamento nuclear“ und „usina“ also Kernschmelze und Kraftwerk. Weiters noch viel über Aufstandsbewegungen die vor allem ehemalige Diktaturen betreffen, im Inland über „greves“ also Streiks und und. In Portugal geht uns allmählich das Benzin aus und die Tankstellen sind quasi leer. Ich habe bisher, mit Ausnahme der kurzen Zeitspanne nach 9-11, nie das Gefühl gehabt das sich die Welt so schnell bewegt. Selbst die traditionell unendlich inlandsfixierten portugiesischen Medien bekommen jetzt was sehr internationales. Vielleicht auch weil es den ganzen Inlandsjournalisten auch an Benzin mangelt um mit ihren Kameras durch die Gegend zu kommen.

Die Vernetzung und ihre Resultate sind eigentlich viel weitreichender als ich das bisher angenommen habe. Der Vater meines Mitbewohners (beide Portugiesen) arbeitet in Angola, wo sich gaaanz langsam ein neuer Aufstand abzuzeichnen beginnt. Der ist natürlich inspiriert von den Geschehnissen in Nordafrika. Wenn man bedenkt, daß die amerikanische Unabhängigket als Vorbild für Jahrzente später stattfindende Revolutionen (die französische u.a.) Pate gestanden ist, kommt es einem sehr wild vor, daß jetzt eigentlich nicht einmal mehr Monate vergehen um das Feuer vom einen Ende des Globus zum anderen zu tragen.

Wie das in Angola weitergeht wird auch spannend. Vor allem weil die Erinnerungen an den über 40-jährigen Bürgerkrieg noch immer sehr wach sind und dort alles Politische ein brandgefährliches Spiel ist. Ich habe in einem Buch ein wenig über die Gräuel, die dort geschehen sind, gelesen und mich dann entschlossen mir das nicht bis zur letzten Seite anzutuen... Mein ehemaliger japanischen Laborkollege, der im geographisch gut geschützten Yokohama lebt, hat mir auf jeden Fall versichert, daß es ihm gut geht aber noch hinzugefügt: „Pray for Japan“. So dreht sich also die Welt heute am 16. März 2011.

Irgendwie schräg oder?

Donnerstag, 10. März 2011

Abreit und das Rundherum

So mittlerweile stecke ich mitten in meiner Diplomarbeit. Das beeinflußt natürlich jetzt meinen Schlaf-Wachrhythmus stark, weil ich jeden Tag um 9 aufstehen muß um dann um 10 im Labor zu erscheinen. Zumindest wäre das so abgemacht, die Realität schaut dann doch so aus, daß ich um 10 immer noch der erste bin... sympathisches Land irgendwie.

Um kurz zum umreissen worum es eigentlich geht: Wir züchten Zellkulturen aus einer Krebslinie. Für die nicht-Biologen unter euch: Man züchtet die Zellen in einer Nährlösung und behandelt sie wie rohe Eier, weil man nicht will, daß sie vorzeitig aus dem Leben scheiden. Wenn sie sich dann oft genug geteilt haben, sprich wir genug von ihnen haben, vergifte ich sie stückchenweise mit einer Kombination aus verschieden Zytostatika und messe den Effekt. Die Hoffnung dahinter wäre einen möglichst großen Effekt dann auch in Menschen zu erzielen, die an Krebs leiden. Da ich für die Diplomarbeit ausgesprochen wenig Zeit habe, hoffe ich schnell zu verwertbaren Ergebnissen zu kommen. Die sollte ich dann fast noch schneller in eine ca. 100 Seiten Arbeit quetschen und diese Arbeit muß ich dann hier vor einem Prüfungssenat verteidigen und Erasmus-sei-Dank auch in Graz noch einmal um dann finalmente mein Studium abzuschließen.

Außerdem habe ich wieder begonnen Capoeira zu trainieren. Für alle die in der brasilianischen Kultur nicht so bewandert sind. Capoeira hat begonnen als eine Martial-Art, die die Sklaven Brasiliens auf ihren Feldern betrieben. Weil das natürlich zu jener Zeit verboten war haben sie es als afrikanischen Tanz getarnt, der den Sklaven ja noch erlaubt war. Über die Zeiten hinweg hat es die Capoeira geschafft sich von den vielen Vorurteilen zu befreien – sie war lange Zeit verboten – und ist heute quasi Nationalsport Brasiliens, zumindest nach dem Fußball. Die Capoeira ist dunkel, wild, rhythmisch hat einen Hauch von Dschungel und viel von afrikanischem Rhythmus. Der körperliche Übung verlangt einem einiges ab, vor allem auch weil unser Mestre ein ausgesprochener Sadist ist.

Der Mestre: Er ist ein groooßer schwarzer Mann, der vorwiegend aus Muskeln und Sadismus zu bestehen scheint. Klassische Konversationen schauen ungefähr so aus „Laß mich hier liegen, ich möchte sterben“ - „Steh auf und mach die Übung gefälligst noch 3 mal, dann hast du meine Erlaubnis zu sterben“. Wenn er einem freundlich auf die Schulter klopft, würde man gern einmal die Sache röntgen lassen ob auch wirklich nichts gebrochen ist...

Tja und zum surfen habe ich mir fest vorgenommen erst dann Zeilen zu schreiben wenn ich am Brett gestanden bin. Weil die Wellen nicht immer gleich sind, und ich nicht jedes Wochenende gehen kann, steht das noch ein bisschen in den Sternen.

Dienstag, 1. März 2011

Spirit of Erasmus

Wie fein kann man es eigentlich haben? Erasmus war wohl eine der besten Entscheidungen die ich bis jetzt getroffen habe. Ich habe hier wirklich alles und kann es kaum glauben, daß ich mein Studium beinahe beendet hätte ohne meinen Horizont auf diese Weise zu erweitern, bzw. zu erneuern. Ich glaube, daß das was man vom Erasmus mit nach Hause nimmt, ist eine Erkenntnis über die Relativität und Vergänglichkeit unserer Kultur. Alle Sachen nach denen sich die Menschen richten, alle Zwänge denen sie sich aussetzen, das alles ist hochgradig relativ und die Sorgen darüber einfach egal. So wirklich sieht man das erst von außen, auch wenn man es theoretisch vorher schon gewußt hat. Wenn das Studium wirklich die pubertas prolongata (sic) ist, dann ist wohl Erasmus die pubertas intensivata.

Wenn man bei Gewitter in einer alten knarrenden Küche in der Nacht beisammen sitzt, dem bärtigen Italiener beim Gitarre spielen zuhört, während ein Deutscher und eine Brasilianerin knutschen und sich ein paar Spanier sehr anarcho-mäßig geben, dann weiß man einfach wo man gerade ist.

In immer neuen Kombinationen fällt man in die aberwitzigsten Situationen, wo man einfach den verschiedenen Kulturen (bzw. deren Repräsentanten hier) zuschauen kann wie sie es lösen bzw. nicht der Mühe für Wert befinden, es zu lösen. Ich mag es einfach...

Meine „Arbeit“ im Labor hat begonnen und – es lebe die portugiesische Arbeitsphilosophie – man kommt fast relaxter heim als man in der Früh hin ist. Wobei man vielleicht auch dazu sagen sollte, daß es gerade der Anfang ist und wie man – ja wie man schon laaange – weiß zeigen die Labore ihr wahres Gesicht erst nach dem einarbeiten. Aber es schaut einmal nett aus. Zudem ist es drinnen erheblich kühler als draußen, was Tag für Tag mehr zum Argument wird auch wirklich auf die Uni zu gehen.

Die andere Wissenschaft mit der ich mich endlich zu beschäftigen begonnen habe hat was mit Wellen zu tun. Und zwar mit Wellen, Wind und Strand. Meine erste Einführung ins Surfen erhalten. Der nächste Surfspot ist wirklich nicht weit von hier. Gesamte Wegzeit mit öffentlichem Verkehr liegt bei 1h und, wenn ma wem mit einer Karre aufreißt, bei ungefähr der Hälfte. Das sollte jetzt also der Ausgleich zur DA werden... ich glaube so in etwa sollte es sich schon noch ein Weilchen hier aushalten lassen.

Freitag, 18. Februar 2011

Sommer-Semester!!!

Tja das neue Semester geht lost. Merken tut man das nicht auf der Uni sondern beim fortgehen, wo gestern wieder amal die ganze Stadt voll. So hab ich sie genau genommen seit 2 Monaten nicht mehr gesehen. Lässigstens!

Die neuen sind jetzt auch da und ich konnte gestern mal wieder den klassischen Erasmuseinstieg beobachten. Ein Deutscher (vermutlich) stand sehr in die Ecke gedrängt vor einer nicht unhübschen Portugiesin, die ihn förmlich an die Wand gedrückt hat. Am Anfang hat er sich noch geziert – ich tippe mal auf Beziehung zu Hause – aber mit diabolischem Grinsen hat sie dann schon erreicht was sie wollte. Mußte dabei nicht wenig lachen...

Auf der Uni warte ich (mittlerweile schon a bissi ungeduldig) auf den Beginn meiner DA. Da ich dafür aber zum Beginnen mehrere Leute an einen Tisch mit mir bringen muß dauert das wohl noch a bissi. Wer schon einmal in Portugal war, weiß vielleicht wie lange es dauert EINE Person zu was zu verabreden, mehrere auf einmal ist dann schon eine Herausforderung an Logik, kulturellem Einfühlungsvermögen und wohl auch Geduld.

Tja ansonsten kann man nur sagen, daß das Wetter gerade vollkommen verrückt spielt. Kein Wunder sind wir ja gefühlter Weise gerade im April angekommen. Vor 3 Tagen hatten wir ein Gewitter, wie ich es noch nie erlebt habe – que tempestade!! Ich bin um 4 in der Früh im Bett gestanden, und habe allen Ernstes angenommen mich hätte ein Erdbeben geweckt. In Wahrheit war es der Donner der unser Haus im wahrsten Sinne das Wortes hat ZITTERN lassen. Wahnsinn. Sehr geil dann aus dem Fenster Blitze und Sturm schauen. War richtig happy, daß mich das Gewitter geweckt hat.

Dienstag, 8. Februar 2011

Schichtwechsel im Paradies

Tja, jetzt sieht man sie also herum laufen, die Neuen. Mit Straßenkarten in der Hand und verzweifeltem Blick streunen sie über den Campus und rundherum in kleinen bunten Grüppchen. Ist es wirklich erst ein halbes Jahr seit wir so angekommen sind? Ich habe das Gefühl schon mindestens ein Jahr oder mehr hier zu sein – es ist einfach sooo viel passiert in der ganzen Zeit hier.

Nach den ganzen Despedidas (Abschiedsparties) endlich mal was erfreuliches, neue Leute aus neuen Ländern mit neuen Geschichten und neuen Sprachen. Wenn ich über den Campus gehe betrachte ich sehr amüsiert das Treiben. Ich erinnere mich noch sehr gut wie es war hier anzukommen – eigentlich überhaupt nichts habend in einer komplett neuen Welt. War schon sehr cool, teilweise auch nicht wenig anstrengend bis man alles unter Dach und Fach improvisiert hat. Ich bin unbesorgt, daß die das genau so hinkriegen werden.

Abgesehen davon ist es wirklich krass wie schnell hier die Temperaturen klettern. Man kann jede Woche, wenn nicht gar tageweise, merken wie es immer wärmer wird. Nachmittage in Flip-Flops sind schon kein Problem mehr und die Nächte nicht mehr sooooo kühl. Ein jeder österreichischer Baum würde bei einem solchen Wetter in Saft und Blüte stehen, in Portugal ist für die Vegetation noch Winter und erst langsam beginnt sich auch alles wieder schön grün zu färben.

Letzten Sonntag haben wir am Fluß, dem Rio Mondego, verbracht. 24 Bier kosten im Mini-Preço in der Nähe 10 Euro. Nach dieser Erkenntnis (hab i vorher wirklich nicht gewußt) haben wir alle zusammen getrommelt und den ganzen Tag auf den kleinen Stegen verbracht die in den Fluß ragen, und von Trauerweiden umsäumt werden. Ja so läßt man sich das eingehen....

Wünsch euch allen das beste und auf wiederlesen

G.

Sonntag, 30. Januar 2011

immer noch Prüfungen, bääh

Schön langsam wird’s fein. Die Temperaturen kommen allmählich dahin wo sie sein sollten und so kann man mit studentischem Zeitbegriff (in dem der Tag um ca. 12:00 beginnt) wieder auf der Terrasse frühstücken. Sehr nett! In kurzem Gewand geht das aber immer noch nur in Ausnahmefällen. Ich hoffe, daß es bald wieder ordentlich warm wird. So angedeutet ist es zwar schon sehr nett, aber wirklich das mediterrane Feeling (ich weiß daß ich hier streng genommen nicht in „mediterra§ bin) kommt halt erst auf wenn die Temperaturen so hoch klettern, daß es zu Mittag den Thermometer zerreißt...

Weil der Senhorio (Vermieter) wohl noch immer nicht „dazu gekommen“ ist uns eine neue Flasche Gas zu kaufen, kochen wir halt mit der Mikrowelle. Gestern hats Mikrowellenreis gegeben, heute Mikrowellenpizza... Es ist halt Portugal und schnell geht hier einmal gar nichts. Wir stressen halt unseren Senhorio telephonisch eh schon sehr, daß er endlich a neue Flasche Gas herausrücken soll, aber so richtig scheints ihn nicht zu freuen. Wir hätten auch schon am benachbarten Balkon einen kleinen Vorrat an Flaschen entdeckt, aber noch fehlt uns der Enterhaken.

Ansonsten: Bei den Parties, die immer noch steigen, herrscht striktes Verbot an Prüfungen nur zu denken, geschweige denn darüber zu reden. Listen mit Wörtern, die man nicht sagen darf hängen mittlerweile an den meisten Türen. Lustig. Ein Spruch der mir nach sehr hartem Aufstehen noch ein Weilchen in Erinnerung bleiben wird „Cachaça não é água“ - „Kaschas (brasil. Zuckerrohrschnaps) ist kein Wasser“. Jaaaaa, wie wahr!!! Zum Glück ist Aspirin auch kein Rattengift.

Weil sich da zeitlich was mit einer Prüfung verschoben hat muß i zeitlich wohl meinen Trip in die Algarve etwas verschieben. Blöd, aber was soll's. Erasmus is ja noch lange nicht zu Ende.

Auf Wiederlesen, meine Lieben!

Donnerstag, 20. Januar 2011

Bibliotheken lieben (und) lernen

Jänner ist immer noch und immer noch bin ich beim zumindest gelegentlichen Lernen in einer der vielen Bibliotheken unserer hübschen Universität. Die Bibliothekarinnen sind eine Autorität und gebieten mit eiseren Faust über ihre Reiche. Eine schaut mich mittlerweile schon eisig böse an, wenn ich nur in die Nähe ihrer Bibliothek (Departemento botânico) komme.

Erstens hab ich sicher 100m vor der Tür mal eine Skypesession mit am Freund eingelegt und schwupps die wupps war sie schon da "fala baixa" - "red leise". Whoa und als ich heute mal Lernpause eingelegt habe um mir die Abhörprotokolle von Grasser und Co anzuschauen, hab ich halt dann doch amal lachen müssen. Das Resultat war dann a 5 minütiger Vortrag, bei dem ich mir das Grinsen ziemlich hab verkneifen müssen. Insbesondere weil alle anderen um mich herum das schon um so breiter machten. Außerdem is mir dann später nu die Wasserflasche vom Tisch gefallen und leider hab i auch vergessen as Handy auf lautlos zu schalten...

Ahja kurz zu den obig genannten Protokollen: Schon eigentlich zach in welchem Zustand sich die Republik so befindet. V.a. beeindruckend hab ich gefunden, daß der Meischberger nicht amal a sonderlich gerissener Gauner oder so is, sondern eher wenig hell und halt bei der "richtigen" Partei gesessen is. Gewisse Exfinanzminister, die sicher schon vorher wußten, daß sie abgehört werden, haben sich da weit geschickter verhalten. Schon zach eigentlich wie wenig Hirn man braucht um mal schnell ein paar Millionen zu verschieben. Ganz unlustig is die Sache aber nicht, abgesehen halt davon daß man Witwen, Waisen und Studenten bei dem Spiel nu das (vor)letzte Hemd geklaut hat.

Für alle von euch die im kleineren oder größeren Maßstab an den Börsen tätig sind (wahrscheinlich die große Mehrheit meiner Leser) hier noch ein Insidertip: So gut wie alle hier rechnen mit einem baldigen Schlupf unter den Finanzschirm und damit vielen weiteren Kürzungen bei Beihilfen, Krankenwesen, Unis und Co. Entsprechend sollte man auch seine Geschäftsstrategien mit den Optionen und Co ausrichten. Unglücklicherweise habe ich vor kurzem eine Prüfung "Introdução a Gestão" = "Einführung in die BWL" ablegen müssen und kann mich jetzt noch viel mehr wundern, daß man den Wirtschaftsfuzzus wirklich den Hebel zur Herrschaft über unsere Welt in die Hand gedrückt hat.

So ich werde jetzt dann brav weiterlernen, in einer anderen Bibliothek übrigens und morgen mal wieder eine Prüfung schreiben...

Sonntag, 9. Januar 2011

Jänner... überall der gleiche Sch***

Tja, jetzt ist also Jänner. Und Jänner heißt in Portugal genau so wie in Österreich: Prüfungen. Das sollte jetzt meine letzte Prüfungssaison in meinem Studium sein, das ich ja im Erasmus abzuschließen gedenke. Wenn alles gut läuft sollte ich nur mehr beim heimkommen meine Diplomprüfung vor einer Kommission in Graz ablegen, meinen blöden Titel endlich erhalten und dann Adios Universität und wahrscheinlich auch Adios Europa (zumindest fürs erste). Ich muß auch sagen, daß ich schön langsam einfach dem ganzen überdrüssig und schon wahrlich lange genug dabei bin.

Wie dem auch sei. Die Straßen in Coimbra sind schon fast gespenstisch leer und wenn man am Abend ausgeht, dann endet es immer zu einer sehr vernünftigen Zeit. Auch merkt man so ein wenig die Unterschiede nach Nationen beim Umgang mit Streß. Den Südländern liegt Streß wohl allgemein weniger als den sehr disziplinierten Deutschen. Ganz witzig da ein wenig zuzusehen und sich Gedanken zu machen. Die einzigen die immer noch um die Häuser ziehen und versuchen die anderen zu motivieren sind einige Italiener. Da ich ein – sagen wir mal – sehr vorteilhaftes Learning Agreement rausgeschunden habe, bin ich einer der ganz wenigen, die dem Ruf auch gelegentlich folgen können. Da allerdings die Prüfungen wichtig sind, bleibe ich auch ausgesprochen zivilisiert. Im Februar sollts dann feiner werden...

Das Wetter hat schon Tendenzen wieder wärmer zu werden, das „Schlimmste“ sollten wir also überstanden haben und ich freue mich schon sehr darauf endlich wieder mit Flip Flops durch die Nacht streunen zu können. Bis dahin wird's allerdings noch einen Monat mindestens brauchen.

Ahja: Wer auch immer sich mit dem Gedanken mich besuchen zu kommen spielt merke auf! Man kann nämlich im Reisegepäck (NICHT im Handgepäck) sehr wohl noch immer Flüssigkeiten mitnehmen. Und wer sich bei mir gar wild einhauen mag, der möge Stiegl in Dosen und reichlich mitnehmen. Ich selbst habe bereits einige Liter dieses viel gelobten goldgelben Naß' hierher gebracht. Als Alternative wäre auch Hirter willkommen, daß aber (so weit ich weiß) leider nicht in Dosen ausgegeben wird... und im Fluggepäck würd ich allein aus Selbstschutz keine Flaschen unterbringen wollen.

Auf Wiederlesen!!

Dienstag, 4. Januar 2011

von MUC nach LIS

Tja fein war es in den Weihnachtsferien. Österreich ist ein wahrhaft wunderschönes Land und so richtig sieht man das wohl erst wenn man länger nicht mehr da gewesen ist. Vielleicht ist das wirklich das Geheimnis der Reisefaszination: Die Gewohnheit etwas zu kennen ohne Aufwand hinter sich zu lassen. Sei's wie es sei, ich liebe die Alpen heiß und innig und zwar Berg für Berg.

Weihnachten war wie es sein muß, in den Fängen/Armen der Familie und mit allem was dazu gehört.

Der Rückweg verdient a paar Zeilen und ich werde sie dieses Mal nach Personen ordnen.

Im Zug von Salzburg nach München habe ich wohl den schrägsten Schaffner aller Zeiten nicht getroffen. Nicht getroffen deswegen, weil er wirklich ein älteres Ehepaar hinter mir die GANZE FAHRT von Sbg nach München Ost zugetextet hat. Und da hat er so intensiv gemacht, daß er nicht dazu gekommen wäre mein Ticket zu zwicken. Das wenn man vorher gewußt hätte.
Hätte er nicht auch noch so haarsträubenden Blödsinn verzapft, hätte ich wohl die Fahrt schlafen können. So bin ich vor lauter Kopf schütteln nicht dazu gekommen mich irgendwie in die Sitze zu zwängen.

In der S8, die irgendwie von München Ost zum Flughafen fährt, war a großer herunter gekommener schwarzer Mann der einfach in die Luft seine Lebensgeschichte erzählt hat. Die war erstens im perfekten New Yorker Slang gehalten und zweitens wirklich spannend. Als er dann geendet hat mit: "And now I am standing here in this fucking train to the airport and talking a monologue about my life and nobody is even listening" hab i dann das Wort ergriffen und mit ihm geredet. Ein sehr befreiendes Gefühl das Eis zu brechen, v.a. wenn jemand trotz allem so sympathisch wirkt wie dieser Kerl. Wenn seine Geschichte wahr is (und ich habe nich viel Grund daran zu zweifeln) dann ist er wirklich ein gescheiterter Petrochemiker, den es irgendwie nach München verschlagen hat. Zuhören und mit ihm reden war auf jeden Fall VIEL besser als Fernsehen.

Naja und dann am Airport noch DEN klassischen Dreadlocktouristen entdeckt, der seinen Reisegrund folgendermaßen beschrieb: "I am looking for the vibes of Portugal". Der hat jetzt meine Tel und wird vielleicht irgendwann hierher kommen... ins Mekka der student-vibes of Portugal.

Wie dem auch sei, jetzt bin ich wieder hier, mein Winter ist vorbei, es riecht nach frisch gemähtem Gras und außer ein bisschem warmen Regen ist wirklich nichts hier was einem die Tage draussen vermießen könnte

Ich wünsche euch zurück gelassen nu a feine Zeit. Es hat gut getan euch wieder zu sehen, sollten wir irgendwann amal wiederholen, an welchem Ort der Welt auch immer.